Für Berlin beginnt mit dem Jahreswechsel auch eine neue Zeitrechnung. So sieht es zumindest die Vorstandschefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta. Von Februar bis August 2019 sollen bei den Berliner Verkehrsbetrieben nach und nach insgesamt 30 Elektrobusse eintreffen, jeweils 15 von Mercedes und 15 vom polnischen Omnibushersteller Solaris.
Einen ersten im BVG-Stil ausgestatteten Testbus, einen eCitaro von der Mercedes-Tochter EvoBus, stellte Nikutta gemeinsam mit Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für die Grünen) am Freitag bei einer Testfahrt von der BVG-Zentrale am Holzmarkt in Richtung Ostbahnhof und über die Oberbaumbrücke vor.
Bis 2030 sollen in Berlin nur noch E-Busse fahren
Auf den ersten Blick unterscheidet den E-Bus nichts von den Dieselbussen der BVG: Er ist gelb, einstöckig, 12 Meter lang, hat 26 Sitz- und 44 Stehplätze, auf der Front klebt das Logo der Senatskampagne „be Berlin“. Doch es gibt feine Unterschiede: Im hinteren Teil befindet sich links hinter der Buswand die Batterie samt Kühlraum. Neben USB-Anschlüssen soll es außerdem WLAN geben. Und, ein weiteres Marketing-Plus: Die E-Busse erhalten das beliebte Sitzmuster der Berliner U-Bahn.
Nikuttas Zeitrechnung hat ein konkretes Ziel: Bis 2030 ist der komplette Umstieg der insgesamt1500 BVG-Busse auf Elektromobilität geplant. Zunächst sollen auch in den kommenden drei Jahren jeweils 30 zusätzliche Serien-E-Busse in Betrieb genommen werden. Bis 2022 soll die E-Flotte also um 120 Fahrzeuge wachsen. Bislang sind fünf E-Busse auf Berlins Straßen unterwegs.
18 Millionen Euro für 30 Elektrobusse
In der Produktion und Anschaffung sind Elektrobusse nach Angaben von Hersteller Mercedes allerdings rund doppelt so teuer wie herkömmliche Dieselbusse. 18 Millionen Euro gibt die BVG für die 30 E-Busse aus. Umgerechnet ergibt sich also ein Preis von 600.000 Euro pro Bus. Für die Mehrkosten erhält die BVG Förderungen sowohl vom Verkehrs- als auch vom Umweltministerium.
Berliner Verkehrssenatorin Günther betrachtet die Umstellung auf Elektromobilität als einen Beitrag zur Verkehrswende, denn: Die Berliner Luft ist an vielen Stellen mit zu viel gesundheitsschädlichem Stickoxid belastet.
Die E-Busse bedienen kürzere Strecken
Die neuen E-Busse fahren voraussichtlich auf den vergleichsweise kurzen Linien 142, 147, 194 und 240 und sollen auf dem Betriebshof in der Indira-Gandhi-Straße in Weißensee stationiert werden. Laut Rüdiger Kappel, dem Vertriebsleiter der Mercedes-Busse, sollen die neuen E-Busse 150 Kilometer in einer Schicht zurücklegen, um im Anschluss etwa zwei bis drei Stunden beladen zu werden. Zum Vergleich: Dieselbusse der BVG legen pro Tag auch Strecken von 300 Kilometern zurück. Für die Batterie der neuen E-Busse geht Kappel von einer Lebensdauer von „garantierten fünf Jahren“ aus.
Bei der Linie 204, die seit 2015 zwischen Südkreuz und Bahnhof Zoo mit fünf Elektrobussen verkehrt, kam es zu einer durchschnittlichen Ausfallquote von 25 Prozent.
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