Tausende Touristen haben wegen des Tropensturms “Pabuk” am Freitag weiter auf den Inseln im Golf von Thailand festgesessen. Das Auge des Sturms zog knapp an den beliebten Urlauberinseln Koh Samui, Koh Phangan und Koh Tao vorbei und traf am Mittag auf die Südostküste Thailands. Am Abend schwächte sich der Sturm ab, die starken Regenfälle und heftigen Winde sollten aber zunächst weiter anhalten.
Alle Schiffe mussten an Land bleiben, drei Regionalflughäfen – Surat Thani, Nakhon Si Thammarat und Koh Samui – wurden bis Samstag geschlossen. Allein auf der für ihre Vollmondpartys bekannten Urlauberinsel Koh Phangan saßen nach Behördenangaben zehntausend Touristen fest. Die Strände waren leer, rote Fahnen wiesen auf das Badeverbot hin.
“Pabuk” ist der erste Tropensturm seit drei Jahrzehnten, der die Region außerhalb der Monsunzeit heimsucht. Nach Angaben von Meteorologen erreichte der Sturm Windgeschwindigkeiten von bis zu 75 Stundenkilometern, die Wellen waren bis zu fünf Meter hoch.
Auf dem Festland in den Provinzen Nakhon Si Thammarat und Surat Thani waren wegen umgestürzter Bäume und Strommasten zahlreiche Haushalte ohne Strom. Hunderte Menschen fanden in Notunterkünften Unterschlupf. “Ich bin besorgt, weil mein Haus unter Wasser stand, als ich ging. Ich weiß nicht, in welchem Zustand es jetzt ist”, sagte der Dorfbewohner Preach Kongthep, der in der Stadt Nakon Si Thammarat Zuflucht suchte.
Seit Silvester waren bereits zehntausende Touristen vor “Pabuk” von den Urlaubsinseln geflohen. Dort herrscht zurzeit Hochsaison. Am Samstagvormittag sollte “Pabuk” sich über der Andamanensee weiter abschwächen, an der die beliebten Urlaubsorte Phuket und Krabi liegen.
In der Provinz Pattani nahe der Grenze zu Malaysia kam am frühen Freitagmorgen ein Fischer ums Leben, als sein Boot auf der Rückkehr zum Hafen von den Sturmwellen erfasst wurde. Ein Besatzungsmitglied wurde vermisst. Bereits am Mittwoch war auf Koh Samui ein russischer Tourist ertrunken, nachdem er mit seiner Familie trotz Badeverbots schwimmen gegangen und von der starken Strömung ins Meer gezogen worden war.
Thailands Wirtschaft hängt stark vom Tourismus ab. In diesem Jahr rechnet das südostasiatische Königreich mit einer Rekordzahl von 40 Millionen Besuchern.
Die tailändische Meteorologiebehörde hatte zunächst mit dem Schlimmsten gerechnet. Sie hatte gewarnt, „Pabuk“ könnte ähnlich zerstörerisch werden wie Tropensturm „Harriet“, der 1962 fast tausend Menschen im Land tötete.
Laut dem Deutschen Reiseverband befinden sich aktuell etwa 30.000 deutsche Urlauber im ganzen Land – nur ein Teil davon hält sich in den potenziell betroffenen Gebieten auf.
Das Auswärtige Amt in Berlin veröffentlichte einen aktuellen Reisehinweis für Thailand-Urlauber. „Pabuk“ werde möglicherweise zu Flutwellen im Süden Thailands und damit auch vor der Ferieninsel Koh Samui führen. „Reisende müssen auch mit Beeinträchtigungen im Fähr- und auch Flugverkehr rechnen“, heißt es in dem Statement, das am Freitag auf der Internetseite des Amts zu lesen war. Reisende seien gebeten, die lokalen Medien zu verfolgen, engen Kontakt mit ihrem Reiseveranstalter beziehungsweise der Fluggesellschaft zu halten und die Anweisungen der lokalen Behörden unbedingt zu beachten.
Bekannt wurde in Thailand bislang der Tod eines Fischers, ein weiterer Mann wurde am Freitag noch vermisst, wie die Tageszeitung „Khao Sod“ berichtete. Der Tropensturm hatte das Boot der beiden vor der Küste der Provinz Pattani im Südosten des Landes zum Kentern gebracht.
Anwohner schützen sich mit Wällen und Sandsäcken
Auf Bildern aus den betroffenen Regionen waren umgestürzte Strommasten zu sehen. In Küstengegenden bauten Anwohner Schutzwälle aus Sandsäcken. Vielerorts brachten sie Hab und Gut in Sicherheit.
Sam Gruber lebt seit 20 Jahren auf der Ferien-Insel Koh Samui und betreibt dort ein Hotel. Die ersten Auswirkungen des Sturms seien dort nicht so schlimm wie befürchtet. „Wir hatten heute stundenweise starke Windböen bis zu 100 km/h und starken Regen“, sagte der deutschstämmige Hotelier der Deutschen Presse-Agentur. Jedoch sei der Fähr- und Flugverkehr zur Insel unterbrochen. „Das heißt, dass die Leute, die nicht rechtzeitig weggekommen sind, hängen hier alle fest und werden sicher die nächsten zwei, drei Tage enorme Probleme haben, an ihre Destinationen zu gelangen“, schilderte der Gastwirt.
Immerhin gibt es auf Koh Samui theoretisch keinen Mangel an Zimmern, sagte Gruber. „Unterkünfte gibt es durch den Exodus der vergangenen zwei, drei Tage natürlich genug. Allerdings wollen viele Leute nicht in Strandnähe wohnen.“ Sein eigenes Resort liege zwei Kilometer vom Strand entfernt. „Ich bin komplett ausgebucht. Bei mir sind allein heute acht Leute mit Autos angerollt und wollten vom Strand weg und sind jetzt bei mir in den Resort-Villen eingezogen“, so Gruber. Die Leute seien weiter sehr nervös, für eine Entwarnung sei es zu früh.
Das Unwetter war am Donnerstag vom Südchinesischen Meer heraufgezogen und hatte die Provinz Nakhon Si Thammarat erreicht, wo der Sturm auf Land traf. Laut der Meteorologiebehörde bewegt er sich nun mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 75 Stundenkilometern in Richtung Nordwesten auf die Provinz Surat Thani zu, zu der auch die Ferieninsel Koh Samui gehört. An diesem Samstag soll der Sturm auch die beliebten Touristenziele Phuket und Krabi treffen.
Nahe der Inselgruppe Koh Raya südlich von Phuket seien wegen der herannahenden Gefahr bereits mehr als 100 Touristen von einem Boot gerettet worden, berichtete „Khao Sod“.
Alle Flüge von und nach Koh Samui wurden vorsorglich abgesagt, auch wenn der Regen noch mäßig war, wie ein Flughafenmitarbeiter auf dpa-Anfrage sagte. Laut Katastrophenschutz wird die Situation dort noch nicht als Krise eingestuft. „Es gibt keine Panik bei den Touristen. Aber falls irgendetwas passiert, sind wir gut vorbereitet“, sagte der Chef des Katastrophenschutzes in Phuket, Prapan Kanprasang.
Auch der Flughafen in der Provinz Nakhon Si Thammarat ist seit Donnerstagabend geschlossen. Der Flugverkehr am Airport Flughafen Surat Thani in der gleichnamigen Provinz sollte am Freitag ebenfalls eingestellt werden. (dpa)
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