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Virtual Reality: Hurra, ich werde zerfetzt

Wie ich in der virtuellen Realität eine ziemlich echte Katze rettete und dabei meinem eigenen Todesmut begegnete.

Virtual Reality: Die VR Zone Shinjuku ist eine Virtual-Reality-Arena in Tokio. Zahlende Besucher erleben hier Strandspaziergänge, Weltkriege oder das Balancieren in sehr großer Höhe.

Die VR Zone Shinjuku ist eine Virtual-Reality-Arena in Tokio. Zahlende Besucher erleben hier Strandspaziergänge, Weltkriege oder das Balancieren in sehr großer Höhe.
© Behrouz Mehri/AFP/Getty Images

Vor einiger Zeit fand ich mich eines Nachmittags im Tokioter Stadtteil
Shinjuku vor einer Virtual-Reality-Arena wieder. Es war mein Geburtstag. Erste automatische
Spam-Mails hatten mir bereits gratuliert. Den Morgen über hatte ich, während es in Europa noch
gar nicht heute war, Bilanz über mein bisheriges Leben gezogen, und nun nahm, nach all der
aufwühlenden Selbstkritik, allmählich eine labormaushaft protestlose Stimmung von mir Besitz.
Der Zufall hatte mich vor dieses schrillbunte Gebäude gebracht, und ich fand, dass ich meinem
Bewusstsein jetzt durchaus etwas vollkommen Neues antun durfte. Immerhin wurde es heute
sechsunddreißig, das ist bekanntlich die Lebenswende, ab jetzt neigt sich die Sonne in den
Nachmittag. Und es gab so viel, was mein Bewusstsein noch nie erlebt hatte: weder DMT noch
Psilocybin, weder sexuelle Ekstase noch Alien-Entführungen, es war noch nie auf dem Mond
gewesen, ja nicht einmal in Australien oder in der Antarktis. Es ist kinderlos und unbegleitet
auf der Erde unterwegs. Es kennt bislang nur sich selbst.

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