Die Bundesregierung hat nach den mutmaßlichen Angriffen auf Öltanker im Golf von Oman vor einer Eskalation in
der Region gewarnt. Der Vorfall sei “außerordentlich beunruhigend”, sagte
Außenminister Heiko Maas. Sabotageakte seien generell immer eine
Bedrohung für offene Handelswege und “aktuell auch eine Bedrohung für
den Frieden”.
Unweit der iranischen Küsten waren am Donnerstag zwei Öltanker beschädigt worden. Eines der beiden Schiffe
trieb brennend im Meer. Die Seeleute wurden gerettet. Zu den Vorfällen
kam es nahe der Straße von Hormus, die von einem Drittel des weltweit
verschifften Öls passiert wird. Die Ölpreise stiegen nach den
Zwischenfällen stark an. Die Hintergründe sind bislang ebenso unklar wie die Verantwortlichen.
Ein Sprecher der iranischen Flotte teilte mit, mehrere Expertenteams seien
mit Hubschraubern über dem Seegebiet im Einsatz, um die Zwischenfälle
zu untersuchen.
Die britische Regierung zeigte sich ebenfalls alarmiert:
“Wir sind tief besorgt über Berichte von Explosionen und Bränden auf
Schiffen in der Meerenge von Hormus. Wir stehen im Kontakt mit örtlichen
Behörden und Partnern in der Region”, sagte ein Sprecher. Die EU warnte vor vorschnellen Reaktionen auf die Vorkommnisse. “Die Region braucht keine weiteren Elemente der Destabilisierung und keine weiteren Spannungen”, sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini in Brüssel.
Bereits seit Wochen wachsen in der Region die Spannungen zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und seinen Verbündeten einerseits sowie dem schiitischen Iran andererseits. Das Königshaus in Riad wirft der Führung in Teheran vor, sich in die inneren Angelegenheiten arabischer Staaten einzumischen und die Region zu destabilisieren. Erst vor vier Wochen hatten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Sabotageakte gegen vier Handelsschiffe in derselben Region gemeldet. Die USA hatten damals erklärt, es sei “fast sicher”, dass der Iran dafür verantwortlich sei.
Russland warnt vor Vorverurteilung
Nach den neuerlichen Vorkommnissen warnte Russland davor, den Iran vorzuverurteilen. “Wir beobachten in letzter Zeit eine sich verstärkende Kampagne des politisch-psychologischen und militärischen Drucks auf den Iran”, sagte der russische Vizeaußenminister Sergej Rjabkow der Agentur Interfax zufolge. Moskau warnte davor, voreilige Schlüsse zu ziehen und die Spannungen in der Region weiter anzuheizen.
Bei den beiden Tankern handelt es sich um Schiffe einer deutschen und einer norwegischen Reederei. Das norwegische Unternehmen Frontline meldete eine Explosion und einen Brand an Bord des Schiffes Front Altair. Die 23 Besatzungsmitglieder blieben unverletzt, das Schiff drohe nicht zu sinken, so die Reederei. Die Angaben der norwegischen Seefahrtsbehörde, die von einem Angriff gesprochen hatte, bestätigte sie nicht. Die deutsche Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) in Singapur teilte mit, es seien 21 Seeleute von ihrem mit Methanol beladenen Frachter Kokuka Courageous gebracht worden. Das Schiff sei am Morgen beschädigt und ein Crewmitglied leicht verletzt worden. Die iranischen Agentur Irna meldete, Rettungsteams des Landes hätten die Rettung von 44 Seeleuten mit koordiniert. Die US-Marine teilte mit, sie habe zwei Notrufe erhalten. US-Schiffe seien in der Region unterwegs und leisteten Hilfe, teilte die 5. Flotte der US-Marine in Bahrain mit.
Die USA waren vor einem Jahr einseitig aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran ausgestiegen und setzen das seitdem wieder mit Wirtschaftssanktionen unter Druck. Das US-Militär verlegte einen Flugzeugträger und eine Bomberstaffel in die Region, was Sorgen vor einem militärischen Konflikt aufkommen ließ.
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