Sechs Tage nach dem Bombenanschlag in Lyon hat der mutmaßliche Täter ein Geständnis abgelegt. Nach Justizangaben sagte der 24-jährige Mohamed Hichem M., der Dschihadistenmiliz “Islamischer Staat” die Treue geschworen zu haben. Er räumte ein, den Sprengsatz gebaut zu haben, bei dessen Explosion am vergangenen Freitag 13 Menschen in der südfranzösischen Stadt leicht verletzt worden waren. Er hatte den Sprengsatz mit Metallteilen vor einer Bäckerei in einer Einkaufsstraße platziert.
Der 24-jährige Mohamed M. sei der Gruppe treu und befinde sich weiterhin in Polizeigewahrsam, hieß es aus Justizkreisen. Der algerischstämmige Mann war am Montag festgenommen worden. Er saß seither in Untersuchungshaft. Die ebenfalls zunächst festgenommenen Eltern und sein Bruder wurden am Donnerstag wieder auf freien Fuß gesetzt.
Der mutmaßliche Täter hatte die mit Schrauben und Metallkugeln gefüllte Tasche in einer Fußgängerzone der Altstadt von Lyon deponiert. Den Ermittlungen zufolge verwendete der Attentäter nur kleine Mengen des Sprengstoffs TATP. Die hochexplosive Substanz wird häufig von Dschihadisten eingesetzt, etwa bei den Pariser Anschlägen im November 2015 mit 130 Todesopfern.
DNA-Spuren verrieten den Täter
Die Polizei suchte mit Fahndungsbildern nach dem Mann und nahm schließlich den 24-Jährigen als Hauptverdächtigen fest. Zunächst hieß es, dass es sich bei dem jungen Mann um einen Informatikstudenten gehandelt habe; später stellte sich heraus, dass er nie eine entsprechende Schule besucht und erfolglos ein Studentenvisum beantragt hatte.
Laut einem Bericht der Tageszeitung Le Monde beschrieben Nachbarn Mohamed M. als unauffällig und sehr verschlossen; er habe vorgetäuscht, jeden Morgen zur Arbeit zu gehen. Die Auswertung eines sichergestellten Computers ergab, dass mit
ihm Internetrecherchen im Zusammenhang mit dem Dschihad und der
Herstellung von Sprengkörpern durchgeführt worden waren.
Aus Ermittlerkreisen hieß es, am Tatort gefundene DNA-Spuren hätten dem Hauptverdächtigen zugeordnet werden können. Bei der Durchsuchung der Wohnung der Familie in einem Vorort von Lyon sei zudem Material gefunden worden, das mutmaßlich für die Herstellung von Sprengstoff genutzt wurde.
Le Monde zufolge stellen sich die Ermittler die Frage, warum der Attentäter nur eine sehr geringe Menge Sprengstoff verwendete und ob er wirklich Menschen töten wollte. Diese Überlegungen hatte Frankreichs Innenminister Christophe Castaner öffentlich gemacht, was die Staatsanwaltschaft kritisierte. Ein Motiv für den Anschlag hat der 24-Jährige bisher nicht genannt.
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