Bei den belgischen Parlamentswahlen sind die flämischen Nationalisten ersten Auszählungen zufolge stärkste Kraft geworden. Nach Auszählung der Stimmen aus rund 1.000 von 6.700 Wahlbüros erreichte die Partei N-VA am Sonntagnachmittag belgienweit etwa 26 Prozent der Stimmen, wie aus Zahlen des belgischen Innenministeriums hervorging. Allerdings waren zunächst fast ausschließlich Wahlkreise im flämischen Norden des Landes ausgezählt, sodass das Ergebnis noch sinken dürfte.
In einigen Wahlkreisen verlor die N-VA im Vergleich zu 2014 aber auch deutlich. Bei den Parlamentswahlen 2014 war die N-VA, die langfristig die Unabhängigkeit Flanderns anstrebt, auf 20 Prozen gekommen.
Deutlich hinzugewinnen konnte ersten Ergebnissen zufolge auch der rechtsextreme Vlaams Belang aus dem flämischsprachigen Norden. Er lag zunächst bei etwa 17 Prozent, dürfte im Laufe des Abends aber auch noch verlieren.
Gleiches gilt für die flämischen Christdemokraten, die zunächst bei etwa 13 Prozent lagen, sowie für die flämischen Liberalen (11 Prozent). Die flämischen Grünen und die Sozialdemokraten kamen zunächst auf knapp 10 Prozent.
Zukunft von Ministerpräsident Charles Michel offen
Für die liberale Partei des Ministerpräsidenten Charles Michel aus dem französischsprachigen Süden lagen zunächst keine belastbaren Zahlen vor. Daher ist bisher noch offen, ob Michel Regierungschef bleiben kann.
Michels Mitte-Rechts-Koalition war Ende vergangenen Jahres auseinandergebrochen. Die N-VA hatte zuvor ihre Ablehnung des UN-Migrationspakts zum Anlass genommen, die Koalition aufzulösen. Seitdem bilden die flämischen Christdemokraten der CD&V sowie die flämischen und die wallonischen Liberalen Open-VLD und MR die Regierung.
Insgesamt waren etwa acht Millionen Belgier zur Wahl aufgerufen. Regierungsbildungen haben sich in Belgien in der Vergangenheit oft als kompliziert herausgestellt. Die Parteien im flämischen Norden unterscheiden sich von jenen in der französischsprachigen Wallonie im Süden, in der Koalition sollen Parteien aus beiden Teilen des Landes sein.
Nach den Wahlen vom Sommer 2010 hatte es in Belgien 541 Tage gedauert, bis die Sozialisten, Christdemokraten und Liberalen beider Sprachgruppen sich auf eine Koalition einigten, um ohne die N-VA eine Regierung bilden zu können. 2014 stand die Koalition nach gut vier Monaten.
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