/Iran: USA versetzen Truppen in hohe Alarmbereitschaft

Iran: USA versetzen Truppen in hohe Alarmbereitschaft

Trotz jüngster Beteuerungen seitens der US-Regierung und der iranischen Regierung, einen Krieg vermeiden zu wollen, nehmen die Spannungen zwischen den beiden Staaten zu: Die von den USA im Irak und in Syrien stationierten Truppenteile der Anti-Terror-Operation Inherent Resolve (OIR) wurden nach Angaben von Marine-Hauptmann Bill Urban, einem Sprecher des für den Nahen Osten zuständigen Zentralkommandos des US-Militärs, in “hohe Alarmbereitschaft” versetzt. Ihm zufolge gehen die Geheimdienste der USA und ihrer Alliierten von “glaubwürdigen Bedrohungen” von Verbündeten des Iran im Persischen Golf aus.

Kritik an diesem Bedrohungsszenario kommt von Generalmajor Chris Ghika. Der Brite, der in der US-geführten Allianz für den Kampf gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat” stellvertretender Kommandeur für die Bereiche Strategie und Information ist, bestätigte zwar, dass es zwar eine Reihe bewaffneter Gruppen in beiden Ländern gibt. Aber: “Es hat keine wachsende Bedrohung durch vom Iran unterstützte Kräfte im Irak und in Syrien gegeben.”

Die Befehlszentrale der USA teilte daraufhin mit, Ghikas Bemerkungen widersprächen “den identifizierten glaubwürdigen Bedrohungen” im Nahen Osten. Weitere Details nannte das Militär nicht. Auf Nachfrage von Journalisten wollte sich Ghika später nicht mehr zu seiner vorherigen Einschätzung äußern.

Bericht über mögliche Entsendung von 120.000 US-Soldaten in den Mittleren Osten

Kritik kommt jedoch auch vonseiten der europäischen Regierungen. Der britische Außenminister Jeremy Hunt sprach vom Risiko eines Konflikts “mit einer Eskalation, die auf beiden Seiten unbeabsichtigt ist”. Die spanische Regierung zog ein Kriegsschiff aus dem Flottenverband um den in den Persischen Golf beorderten US-Flugzeugträger “USS Abraham Lincoln” ab. Spanische Medien berichteten unter Berufung auf Regierungsquellen, Madrid befürchte, in einen Konflikt zwischen der iranischen Regierung und der Regierung in den USA hineingezogen zu werden.

Auch Russland zeigt sich besorgt wegen der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran. Er hoffe, dass an den Gerüchten über eine Verlegung von US-Truppen in den Nahen Osten nichts dran sei, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag in Sotschi bei einem Treffen mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo. Lawrow räumte außerdem ein, sein Land und die USA hatten viele Differenzen in Bezug auf das iranische Nuklearprogramm.

Zuvor hatte die New York Times berichtet, dass sich die USA sich auf einen militärischen Konflikt mit dem Iran vorbereitete. Das Weiße Haus prüfe militärische Einsatzpläne, die in einer Entsendung von 120.000 US-Soldaten in den Mittleren Osten münden könnten, sollte der Iran US-Truppen angreifen oder seine Arbeit an Atomwaffen vorantreiben.

US-Präsident Donald Trump  hatte dies jedoch zurückgewiesen und als “Fake News” bezeichnet. Er sei zwar absolut bereit, Soldaten zu entsenden, hoffe aber, dass er nicht für einen solchen Ernstfall planen müsse. Sollten die USA gegen den Iran in den Krieg ziehen, würden sie verdammt viel mehr Soldaten schicken als die 120.000, fügte Trump hinzu. Trumps Außenminister Mike Pompeo hatte noch am Dienstag versichert, die USA strebten keinen Krieg mit dem Iran an.

Der oberste Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, sagte ebenfalls, er wolle keinen Krieg mit dem USA. Er wolle aber auch nicht mit der Regierung von Präsident Donald Trump verhandeln, sagte Chamenei laut einem Bericht des Staatsfernsehens vom Dienstag. Solche Gespräche wären “Gift”. “Weder wir noch sie streben einen Krieg an, sie wissen, dass es ihnen nicht nützt”, wurde Chamenei zitiert.

Wachsende Spannungen zwischen den USA und dem Iran

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran hatten zuletzt nach Anschlägen auf Öltanker und Ölanlagen in der Golf-Region zugenommen. Die US-Regierung vermutet hinter diesen den Iran oder seine Verbündeten. US-Präsident Trump wirft dem Iran außerdem regelmäßig vor, Unruhe in der Region zu schüren und Terrorismus zu unterstützen. Das US-Verteidigungsministerium hatte zuletzt unter anderem einen Flugzeugträger und eine Bomberstaffel in den Nahen Osten entsandt und dies damit begründet, dass es Hinweise darauf habe, dass der Iran Angriffe auf US-Truppen unternehmen könne.

Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif hatte die Sabotageangriffe auf Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate als Versuch beschrieben, einen größeren Konflikt in der Region zu verursachen. Er habe “diese Art von Aktivitäten, die darauf abzielen, Spannung in der Region eskalieren zu lassen, zuvor vorhergesagt”, sagte Sarif am Dienstag bei einem Besuch in Neu Delhi.

Der Nachrichtenagentur Irna zufolge sagte Sarif, er habe über die Gefahren gesprochen, die von “Hardlinern in der US-Regierung und der Region” herbeigeführt würden. Über weitere Details äußerte er sich nicht. Sarif wirft der Regierung von US-Präsident Donald Trump, Israel und Saudi-Arabien regelmäßig vor, die Region in Richtung eines Kriegs zu bewegen.

Beide Regierungen streiten außerdem über das Atomprogramm, das den Verzicht auf Sanktionen im Gegenzug von Kontrollen iranischer Atomanlagen vorsieht. Die USA hatte das Abkommen  vor etwa einem Jahr aufgekündigt und Sanktionen gegen den Iran eingesetzt. Die iranische Regierung hatte ihrerseits vergangene Woche mitgeteilt, nach Ablauf einer 60-Tages-Frist den Ausstieg einzuleiten, falls die Vereinbarungen nicht eingehalten und die Sanktionen nicht aufgehoben werden.

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