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Premier League: Pep Guardiola hat doch recht

81 Sekunden sah es schlecht aus für Pep Guardiola. Brighton ging durch eine Ecke in Führung und nun stand Liverpool auf dem ersten Platz. Welche Klasse Guardiola hat, zeigte dann das Ausgleichstor. Die Elf von Manchester City schlug im entscheidenden Spiel wie ein Champ zurück. Sie kombinierte sich in die Gefahrenzone, im richtigen Moment folgte ein scharfes, genaues Zuspiel in den Strafraum, wo David Silva den Ball soft auf Sergio Agüero ablegte. Tor, 1:1. Wieder mal ein kleines Kunstwerk.

Es war ein klassisches Guardiola-Tor: Der Gegner verteidigte mit elf Mann, acht davon im Strafraum, die anderen drei kurz davor. Gegen dieses Dickicht bleibt Pep-Fußball das beste Unkrautvernichtungsmittel. City schoss drei weitere Tore, siegte zum vierzehnten Mal in Serie, wie in allen Matches in den Monaten Februar, März, April und Mai. Damit wurde City zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte zwei Mal hintereinander englischer Meister.

Premier League – Manchester City triumphiert über Liverpool
“Liverpool, ihr hattet eine unfassbare Saison. Aber wir haben euch geschlagen”, sagte Machesters Trainer Pep Guardiola. Jürgen Klopps Team zeigte sich enttäuscht. Es hat den Titel knapp verfehlt.

© Foto: John Sibley/Reuters

Schon wieder Guardiola! Viele möchten einen Abgesang auf ihn und seinen Fußball anstimmen. Aber er gewinnt und gewinnt. Nun hat Guardiola den Titel in der zurzeit besten Liga der Welt verteidigt. Der Wettbewerb in England ist hart, die Premier League stellt alle vier Finalisten im Europacup, erstmals seit zehn Jahren steht dasselbe Team an der Spitze wie im Vorjahr. City kann zudem den Pokal gewinnen, es wäre das erste Double in England seit Chelsea 2010. Und das alles, obwohl Guardiolas bester Spieler Kevin De Bruyne in dieser Saison oft verletzt ausfiel.

Als Liverpool, das Team Jürgen Klopps, vorige Woche den FC Barcelona, Peps Heimatclub, knapp schlug, wurde eine alte Debatte wiederbelebt. Klopp gilt in Deutschland als eine Art Gegenspieler zu dem spanischen Johan-Cruyff-Schüler, der in Deutschland mitunter verkannt, bisweilen gar verachtet wird. Vielleicht weil er in München nicht viel gewinnen konnte, denn als er kam, war der FC Bayern gerade Champions-League-Sieger geworden. Vielleicht auch weil in Deutschland der technisch feine Angriffsfußball unter Schönwetterverdacht steht.

Doch mit seinem Stil hat Guardiola im ehrlichsten Wettbewerb und dem besten Gradmesser triumphiert, der Liga. In einem K.-o.-System wie der Champions League kann man auch mal Glück haben, aber in 38 Spielen gleichen sich die Zufälle des Spiels aus. Und dort holte Guardiola in dieser Saison 98 Punkte, im Vorjahr waren es gar 100. Das macht einen Schnitt von über 2,6 pro Spiel. In saisonübergreifend 76 Spielen holte er 64 Siege, heißt: 85 Prozent der Matches gewann sein Team in dieser Zeit, schoss dabei mehr als 200 Tore bei einer Tordifferenz von insgesamt plus 151. Im Schnitt war City zwei Toren besser als der Gegner. Penetrationslosigkeit kann man ihm also nicht vorwerfen.

Seine Nachfolger haben es schwer

Noch mehr Pep-Rekordzahlen: In seinen zehn Jahren mit Barcelona, Bayern und City sammelte er 906 von 1.104 möglichen Punkten, also 82 Prozent. Acht von zehn Mal wurde er Meister – in den drei stärksten Ligen der Welt. Nur José Mourinho, damals noch ein Konkurrent von Guardiola, landete 2012 mal vor ihm. Und im ersten Jahr bei City hatte Guardiola ein paar durchwachsene Monate. Es war der Tiefpunkt seiner Karriere, er wurde Dritter.

Es stimmt freilich, dass er sich immer einen großen Verein sucht. Aber wie schwer das ist, zeigte sich in Barcelona und München, wo es nach seinem Abgang nicht mehr so gut läuft und seine Nachfolger sich nicht lange halten, vielleicht auch, weil sie an ihm gemessen werden.

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