Wie sieht der Mars in seinem Innern aus? Wie groß ist der Kern des Planeten? Wie ist er beschaffen? Bis heute gibt es auf diese Fragen keine Antworten. Der Insight-Sonde unter Leitung der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa obliegt es nun, neue Erkenntnisse dazu zu liefern und ganz nebenbei einen Rekord zu brechen. Heute Abend um 20.54 Uhr deutscher Zeit soll das Gerät auf dem Roten Planeten landen, an Ort und Stelle verharren und sich über Monate in den Boden des Planeten graben. Auf diese Weise wollen Forscherinnen und Forscher besser verstehen, wie die felsigen Planeten in unserem Sonnensystem vor viereinhalb Milliarden Jahren entstanden sind und warum sie sich so unterschiedlich entwickelt haben.
Wenn denn alles läuft wie geplant. Die Sorge: In der Geschichte der internationalen Marsmissionen schlug mehr als jede zweite fehl. Die Hoffnung: Niemand weiß besser auf dem Roten Planeten zu landen als die Amerikaner. Ab 20 Uhr deutscher Zeit überträgt die Nasa die Landung hier live.
Aufgesetzt werden soll “auf dem größten Parkplatz des Mars”. So zumindest beschreibt die Behörde das Landegebiet in der Ebene Elysium Planitia südwestlich des großen Vulkankomplexes Elysium. Was überrascht: Dort gibt es absolut nichts zu sehen – bislang galt es, möglichst sonderliche Strukturen aus der Nähe zu betrachten. Doch dort, wo es kaum größere Steine oder Felsen gibt, keine Hänge und keine Senken, setzt ein Landeroboter halt mit größter Wahrscheinlichkeit sicher auf. 550 Kilometer wäre Insight damit von Curiositys Landestelle entfernt, rund 2.600 Kilometer von Spirit und 8.400 Kilometer von Opportunity.
Ab Anfang Januar wolle man in der Ebene “das tiefste, je mit menschengemachter Technik gehämmerte Loch auf einem anderen Himmelskörper” schaffen, heißt es in einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Meint: Man will bis zu fünf Meter tief graben. Maßgeblich verantwortlich für die Rekordbohrung soll HP3 sein, das von DLR-Mitarbeitern entwickelte Heat Flow and Physical Properties Package, aufgrund seiner Fähigkeiten auch liebevoll “Maulwurf” genannt.
Gehämmert wird mindestens bis März 2019
Das Gerät hämmert sich 50 Zentimeter ins Gestein, dann pausiert es laut DLR. So können Messungen vorgenommen und die Geräte überwacht werden, bevor es bestenfalls erneut 50 Zentimeter tiefer geht. Dabei nutze die Sonde einen vollautomatischen, elektrisch angetriebenen Hammerschlagmechanismus und ziehe ein mit Messsensorik ausgestattetes Flachkabel hinter sich in den Marsboden, heißt es weiter. In Zusammenarbeit mit weiteren neu entwickelten Geräten soll sie die innere Temperatur messen und mit einem Seismometer Erdbeben, Meteoriteneinschläge und alle anderen Bewegungen aufzeichnen, die den Mars erschüttern.
Gute alte Bekannte helfen, die gesammelten Informationen zur Erde zu übertragen. So überfliegen die Raumsonden Mars Reconnaissance Orbiter und 2001 Mars Odyssey die Landestelle zweimal pro Marstag und dienen als Relaisstationen, also Funkstationen, für den Datenverkehr.
“Da wir nicht wissen, welche Überraschungen – etwa durch härteres Gestein – uns im Untergrund erwarten, gehen wir sehr vorsichtig vor und planen, die Zieltiefe in mehreren Wochen bis März 2019 zu erreichen”, sagte Tilman Spohn vom Berliner DLR-Institut für Planetenforschung in der Mitteilung.
Weil Insight aber nicht nur bohren, sondern auch zahlreiche wissenschaftliche Fragen beantworten soll (Wie groß ist der Marskern? Woraus besteht er? Ist er flüssig oder fest? Wie dick ist die Kruste? Wie aktiv ist der Mars noch? Wie oft schlagen Meteoriten ein?), ist die Mission insgesamt auf zwei Erdjahre angelegt. Eine Milliarde Dollar, umgerechnet rund 880 Millionen Euro, haben die Verantwortlichen bislang dafür ausgegeben.
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