/Erzbistum Köln: Leiter der Priesterausbildung hält Homosexualität für therapierbar

Erzbistum Köln: Leiter der Priesterausbildung hält Homosexualität für therapierbar

Der Chef einer Ausbildungsstätte für katholische Priester im Erzbistum Köln hat in einem Vortrag über Homosexualität von Therapieformen für Schwule gesprochen und gleichgeschlechtliche Liebe unter Männern als “narzisstische Suche” nach Männlichkeit bezeichnet. Die Süddeutsche Zeitung hatte über den Vortrag berichtet, den Pater Romano Christen, der Direktor des Theologenkonvikts Collegium Albertinum in Bonn, bereits im Januar gehalten hatte. Das Erzbistum Köln ist das größte deutsche Bistum.

In Manuskript zu seinem Vortrag hatte Pater Romano die Position vertreten, dass Homosexualität die “Folge einer psychologischen (Fehl)entwicklung” sei, die in der Kindheit oder Jugend stattfinde. Diese fehlgeleitete Entwicklung löse in den Worten des Direktors einen “Geschlechtsminderwertigkeitskomplex” aus: Homosexuelle Liebe sei weniger “die reale Begegnung mit einem Du” als vielmehr “eine narzisstische Suche” nach Männlichkeit, die der “Betroffene” selbst nicht empfinde. Die “Fixierung auf die
Lust” solle demnach “die eigene innere Wunde heilen und das Selbstmitleid
stillen”.

Der Theologe habe sich zudem für Therapieformen gegen Homosexualität ausgesprochen: “Auch wenn sie von der Schwulenlobby regelrecht dämonisiert werden, gibt
es Therapien und Männer, die sie erfolgreich bestanden haben”, wird Pater Romano zitiert. Männer mit “tief sitzender homosexueller Tendenz” könnten jedoch nicht
geweiht werden. Diese Ansicht vertritt auch der Vatikan: Papst Benedikt XVI. hatte 2005 festgelegt, dass Männer, die “Homosexualität praktizieren, tief
sitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte ‘homosexuelle
Kultur’ unterstützen”, nicht zur Priesterweihe zugelassen werden dürften. 2016 bestätigte der amtierende Papst Franziskus diese Entscheidung.

Der Umgang mit sogenannten Konversionstherapien gegen Homosexualität wird derzeit auch in der Bundespolitik diskutiert: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt sich für ein Verbot solcher Therapien ein.
Nach Einschätzung des Ministers seien derartige Eingriffe als
Körperverletzung zu werten. Im Herbst soll eine Fachkommission ihren
Vorschlag für ein Verbot vorlegen.

Wer so über Homosexuelle denkt und redet, hat sich für die Ausbildung des Priesternachwuchses diskreditiert.

Tim Kurzbach, Vorsitzender des Kölner Diözesanrats

Verschiedene Vertreter der katholischen Gemeinschaft reagierten mit Kritik auf die Aussagen Pater Romanos. Die katholische Laienvertretung in der Erzdiözese Köln forderte die Ablösung des Direktors. “Wer so über Homosexuelle denkt und redet, hat sich für die Ausbildung
des Priesternachwuchses diskreditiert”, sagte Tim Kurzbach, Vorsitzender des Kölner
Diözesanrats und Oberbürgermeister (SPD) von Solingen, dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Thesen des Ausbildungsleiters seien beleidigend.

Der Meinung des Mainzer Moraltheologen Stephan Goertz nach entsprechen die
Aussagen des Direktors “dem wissenschaftlichen und
moraltheologischen Stand der 1950er- und 1960er-Jahre”. Sie seien “durchzogen von Vorurteilen, die für Betroffene kaum zu
ertragen sind – vor allem weil ihnen abgesprochen wird, menschlich
anständige Beziehungen leben zu können”.

Pater Romano rechtfertigte sich gegenüber der Süddeutschen Zeitung für seine Worte: Er habe den umstrittenen Vortrag “in einem größeren Gesprächszusammenhang” gehalten und auch seine Überzeugung ausgedrückt, “dass Menschen mit
homosexuellen Neigungen Respekt verdienen und auf keinen Fall
herabgewürdigt werden dürfen”. Was er gesagt habe, rühre aus
“persönlichen Erfahrungen aus meiner seelsorglichen Tätigkeit, die in
keinem Fall ein Urteil in Einzelfragen darstellen”. In einer vom Erzbistum Köln verbreiteten Mitteilung hieß es zudem, der Ausbildungsleiter habe die Studenten über die Rahmenordnung für die Priesterausbildung
informieren wollen, die für die katholische Kirche weltweit bindend sei.

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