Die Europäische Union droht mit neuen Zöllen auf US-Produkte. Die Kommission legte den Mitgliedsstaaten am Freitag eine Liste mit US-Produkten vor, die mit Zusatzabgaben belegt werden könnten, berichten mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend. Sie umfasse Importe im Wert von rund 20 Milliarden Euro.
Die Kommission bestätigte die Angaben nicht und nannte entsprechend keine Beispiele für Produkte. Man wolle noch mit möglicherweise betroffenen EU-Unternehmen beraten. Die am Ende verhängten Zölle könnten auch niedriger ausfallen und sich auf jährliche Importe im Wert von lediglich etwas mehr als zehn Milliarden Euro belaufen. Das entspreche der Höhe des geschätzten Schadens durch illegale US-Subventionen für den Flugzeugbauer Boeing.
Hintergrund der Eskalation ist die Beschwerde der EU bei der Welthandelsorganisation (WTO) über US-Subventionen für Boeing. Die WTO bestätigte ein Urteil, wonach der US-Flugzeugbauer illegal Subventionen erhalten hat. Die USA werfen Europa ebenfalls illegale Beihilfen für den Boeing-Rivalen Airbus vor. Die EU-Kommission kündigte umgehend Gegenmaßnahmen an.
Der Handelsstreit zwischen dem US-Flugzeughersteller Boeing und seinem
europäischen Rivalen Airbus läuft bereits seit mehr als 15 Jahren.
Erst am Montag hatten die USA Pläne für Vergeltungszölle auf diverse
Importe aus der EU vorgestellt. Sie beruhen darauf, dass einem
WTO-Urteil zufolge auch der europäische Flugzeugbauer Airbus illegale
Staatshilfen in Milliardenhöhe erhalten hat. Die US-Sonderzölle sollen
jährlich auf Güter im Wert von etwa elf Milliarden Dollar (9,8 Milliarden Euro)
fällig werden. Darunter sind neben Produkten und Komponenten für die
Luftfahrtindustrie auch zahlreiche andere Waren wie etwa etliche
Käsesorten, Olivenöl, Orangen oder Meeresfrüchte.
Die US-Regierung erhob im vergangenen Jahr Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte, woraufhin die EU mit höheren Abgaben auf US-Produkte wie Whiskey und Jeans reagierte. Trump droht zudem mit Sonderzöllen auf Autos aus der EU, die vor allem BMW, Daimler und VW treffen würden.
Der Handelsstreit könnte nun weiter eskalieren. US-Präsident Donald Trump sieht sein Land als Opfer unfairer Handelsabkommen und hat seinen Anhängern eine strikte “Amerika zuerst”-Politik versprochen. Die EU will Autozölle verhindern und stattdessen ein Handelsabkommen mit den USA abschließen, das unter anderem Zollfreiheit für Industrieprodukte vorsieht.
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