/Integration: Ostdeutsche und Migranten ähnlich stark benachteiligt

Integration: Ostdeutsche und Migranten ähnlich stark benachteiligt

Knapp 30 Jahre nach dem Fall der Mauer sind Ostdeutsche laut Wissenschaftlern ähnlich benachteiligt wie Migranten. Das
berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung
auf eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Integrations- und
Migrationsforschung unter Leitung der Soziologin Naika Foroutan. Die
Studie soll an diesem Dienstag in Berlin vorgestellt werden. Dabei steht
unter den Migranten die Gruppe der Muslime im Vordergrund.

Zwar
hätten sich die Verhältnisse in den neuen Bundesländern an die in den
alten Bundesländern angeglichen,
heißt es in dem Bericht. Dennoch seien “merkliche
Teile der Bevölkerung noch immer weit davon entfernt, tatsächlich
vergleichbare Lebenschancen zu haben”. Das Lohnniveau dort sei geringer,
die Arbeitslosigkeit höher, und in Elitepositionen seien Ostdeutsche unterrepräsentiert. 

Noch stärker trifft dies alles laut dem Bericht allerdings auf die Situation von Menschen mit Migrationshintergrund zu.

Die These, dass die Situation beider Gruppen sich ähnelt, bestätigte sich in einer vom Institut in Auftrag gegebenen Befragung von
7.233 deutschsprachigen Menschen in Ost und West ab 14 Jahren. So seien Befragte in
Ostdeutschland mit 26,5 Prozent und Migranten mit 29,5 Prozent
tendenziell stärker im untersten Einkommenssegment vertreten als
Westdeutsche mit 18,8 Prozent. Umgekehrt seien Ostdeutsche mit 8,1 Prozent und Migranten mit 8,9 Prozent im obersten
Einkommenssegment schwächer vertreten als Westdeutsche mit 13,2 Prozent.

Bürger zweiter Klasse?

35,3 Prozent der Ostdeutschen
betrachten sich den Studienergebnissen zufolge als Bürger zweiter
Klasse
; unter Muslimen beträgt der Wert 33,8 Prozent. Parallelen gebe es
auch bei den Zuschreibungen der Westdeutschen. So sagten 37,4 Prozent
der Westdeutschen über Ostdeutsche, dass diese sich nicht genug vom Extremismus distanzieren. Der entsprechende Wert liege gegenüber Muslimen bei 43,3 Prozent.

Eine mangelnde Anerkennung von Ostdeutschen
trägt den Wissenschaftlern zufolge auch dazu bei, dass die Betreffenden
sich ablehnender gegenüber einem Aufstieg von Muslimen verhalten. Angst
vor der Mobilität “der Anderen” sei für den gesamtgesellschaftlichen
Zusammenhalt problematisch, da so “selbst strukturell gelungene
Integration als negativ empfunden werden kann”.

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