Mehrere tausend Palästinenser sind am Samstag im Gazastreifen einem Aufruf der radikalislamischen Hamas zu Protesten an der israelischen Grenze gefolgt. Israelische Soldaten setzten Tränengas ein, um die Demonstranten von dem schwer gesicherten Grenzzaun abzuhalten, wie AFP-Reporter berichteten. Palästinenser warfen Steine auf israelische Soldaten und steckten Autoreifen in Brand.
Am Morgen starb ein 20-jähriger Palästinenser an der Grenze durch Schüsse der israelischen Armee, wie das Hamas-geführte Gesundheitsministerium im Gazastreifen mitteilte. Augenzeugen zufolge befand er sich mehr als hundert Meter vom Grenzzaun entfernt, als ihn die tödlichen Schüssen trafen. Ein Sprecher der israelischen Armee wollte sich zunächst nicht zu dem Vorfall äußern.
Mindestens 99 Menschen wurden bis zum Mittag palästinensischen Angaben zufolge verletzt. Davon seien zehn von Schüssen getroffen worden, teilte der Rettungsdienst Roter Halbmond am Samstag mit. 15 hätten Tränengas eingeatmet. Die anderen wurden von Gummimantelgeschossen oder Tränengaskanistern getroffen.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas will mit den Kundgebungen an den ersten Jahrestag des Beginns einer massiven Protestwelle an der Grenze erinnern. Moscheen in Gaza riefen am Samstag über Lautsprecher zur Teilnahme auf. Nach israelischen Armeeangaben versammelten sich bis zum Nachmittag etwa 40.000 Teilnehmer. Die Soldaten setzten “Maßnahmen gegen Randalierer” ein, erklärte die Armee.
Das Nachbarland Ägypten versuchte am Samstag weiter, zwischen Israel und der Hamas zu vermitteln. Eine ägyptische Sicherheitsdelegation besuchte einen Kundgebungsort nahe der Stadt Gaza. Ägypten will verhindern, dass die Proteste wie im vergangenen Jahr in wochenlange Gewalt mit zahlreichen Toten ausarten. Seit dem ersten “Großen Marsch der Rückkehrer” am 30. März 2018 waren bei den wöchentlichen Protesten mindestens 258 Palästinenser und zwei israelische Soldaten getötet worden.Kundgebungsteilnehmer zeigten sich am Samstag entschlossen in ihrem Widerstand gegen Israel. “Wir werden bis zur Grenze vorstoßen, selbst wenn wir dabei sterben”, sagte der 21 Jahre alte Demonstrant Jusef Sijada. “Wir gehen nicht weg. Wir kehren heim in unser Land.” (AFP, dpa)
Hits: 1