/Kreuzfahrtschiffe: Je größer das Schiff, desto grüner

Kreuzfahrtschiffe: Je größer das Schiff, desto grüner

Sie vereint weniger als 0,5 Prozent der weltweiten Schiffsflotte in sich – hat aber 100 Prozent der öffentlichen Aufmerksamkeit: die Kreuzfahrtindustrie. Als schwimmende Urlaubsdomizile müssen Kreuzliner für ihre Passagiere vor allem reichlich Energie und Proviant bereitstellen. Umweltschützer sparen deshalb nicht mit Kritik. Um die Feinstaubbelastung aus den Schornsteinen und die Lebensmittelmengen an Bord zu reduzieren, geht die Kreuzfahrtbranche nun neue Wege. Einer der Vorreiter dabei ist die italienische Reederei Costa Crociere. Als weltweit erstes Kreuzfahrtunternehmen spendet sie überschüssigen Proviant an bedürftige Menschen und setzt gleichzeitig auf abgasarme Antriebe in den Schiffsneubauten. Die Reederei gehört wie Aida Cruises und Costa Asia der in Europa und China marktführenden Costa Group an.

Keine Frage – Stefano Fontanesi ist Italiener. Der Chef der Gastronomie bei Costa trägt zurückgekämmte schwarze Haare, er gestikuliert beim Sprechen in alle Richtungen und er schätzt gutes Essen. “Wir müssen respektvoll damit umgehen. Jedes Gramm, das wir wegwerfen, könnte jemand anders noch essen”, sagt Stefano. Er steht an Bord der Costa Diadema im Hafen von Savona in der Kombüse – in diesem Fall eher eine Großküche mit blitzenden Edelstahlflächen, sauberem Fliesenfußboden und hellem Arbeitslicht. Hier hat alles angefangen.

Kontrolliert das Essen, das später auch gespendet wird: Küchenchef Gennaro Chiatto (links) in der Küche der “Costa Diadema”.
© stoppress/Nicole Schulze-Aissen

4GoodFood heißt die Idee für mehr Nachhaltigkeit auf den Tellern der Schiffsrestaurants. Dafür wurde gemeinsam mit dem Gastrozweig der italienischen Universität Pollenzo ein neues Konzept entwickelt. Frische lokale Zutaten in den Häfen statt Tiefkühlware und regionale italienische Rezepte – insgesamt 572 Gerichte auf den Costa-Schiffen wurden dafür überarbeitet und neu aufgestellt. Und: Die verbrauchte Proviantmenge in der Küche wird kontrolliert. Tatsächlich wird das übriggebliebene Essen auf jedem Teller in der Kombüse per Hand separiert, gewogen und von einem Computersystem erfasst. Kartoffeln, Gemüse, Fleisch, Obst – es soll bestenfalls nur noch zubereitet werden, was auch an Bord gebraucht und gegessen wird.

“Dadurch konnten wir die Menge der verbrauchten Lebensmittel auf der Diadema innerhalb von elf Monaten bereits um die Hälfte reduzieren”, erzählt Stefano stolz. Das System wurde nun an Bord aller Costa-Schiffe installiert. Noch stolzer ist er auf die Kooperation mit der Banco Alimentare – dem Gegenstück zur deutschen Tafel. Bereits vorbereitetes Essen, das aber an Bord der Costa Diadema nicht von den Restaurants abgerufen wurde, wird im Hafen gespendet. Möglich ist das seit dem Sommer 2017, nachdem das italienische Parlament ein neues Gesetz zum Spenden von Essen verabschiedet hat.

Die sauber verpackten Portionen kommen direkt vom Schiff und werden zu sozialen Projekten und Anlaufstellen der Banco Alimentare gebracht. “Die Kühlkette”, sagt Chefkoch Gennaro Chiatto, “wird dabei nicht ein einziges Mal unterbrochen. Das Essen wird noch in der Küche verpackt, kommt in Kühlboxen, die werden auf einen Lkw verladen und dann ausgeliefert.” Mehr als 20.000 Essen wurden seit Juli 2017 in den Häfen von Savona und Civitavecchia bei Rom bereits an Bedürftige weitergegeben. Die Kosten für das Essen, die Verpackungen und den Arbeitsaufwand übernimmt die Costa-Reederei. Die Auslieferung bezahlt die Banco Alimentare. Insgesamt werden an Bord der 14 Costa-Schiffe für die Passagiere jährlich rund 54 Millionen Mahlzeiten zubereitet.

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